Lektion Fortschritt:

Abspanzyklus mit Sprungmarken

Im Kapitel Abspanzyklus mit Unterprogrammtechnik haben wir gelernt, dass Unterprogramme dann sinnvoll eingesetzt werden, wenn häufig vorkommende Bewegungsabläufe öfter abgearbeitet werden müssen. Auch benötigen gewisse Herstellerzyklen ein Unterprogramm.

Lernziele

Nach dem Durcharbeiten des Kapitels kennen Sie

  • die Programmierung des Abspanzyklus mit Sprungmarken.
  • den Einsatz und die Bezeichnung von Sprungmarken.

An dieser Stelle möchte ich Ihnen noch eine Möglichkeit erläutern, die es uns ermöglicht den Abspanzyklus auch ohne Unterprogramm, stattdessen mit sogenannten Sprungmarken, zu verwenden. Der Vorteil dieser Programmiertechnik gegenüber der Programmiertechnik mit Unterprogramm ist, dass nicht extra ein Unterprogramm geschrieben und verwaltet werden muss. Der Nachteil ist damit begründet, dass diese Programmiertechnik mit Sprungmarken nur programmintern, also nicht von anderen Programmen verwendet werden kann.

Gekennzeichnet ist diese Programmiertechnik mit sogenannten Sprungmarken (Labels), die zu Beginn und am Ende des zu wiederholenden Programmteils stehen. Diese Sprungmarken, deren Name beliebig ausgewählt werden kann, geben wir beim Konturaufruf für den Abspanzyklus anstatt des Unterprogrammnamens an. Die Namen der Labels können zwar beliebig gewählt werden, es empfiehlt sich aber, klar definierte, kurze Namen zu verwenden. Da in einem Programm mehrere Labels, auch hier kann eine Verschachtelung auftreten, verwendet werden können, sollten die Namen dieser Labels in Verbindung mit der Kontur stehen. Beispiele hierfür könnten sein:

  • AK1 oder AK_ANF für Außenkontur Anfang
  • AK2 oder AK_ENDE für Außenkontur Ende
  • IK1 oder IK_ANF Innenkontur Anfang
  • IK2 oder IK_ENDE Innenkontur Ende

Den Aufbau und die Programmierart mit Sprungmarken erarbeiten wir am besten wieder an einer Übungsaufgabe. Nehmen wir dazu noch einmal das optimierte Programm der Übung_7 zur Hand.

N140 G1 Z-29.5 bis N240 G0 X62 Z2 stellt die Schruppbearbeitung dar.

N10; Übung_7

N20; 040909 Christiani Team

N30 WWP

N40 G54 G90 G26S3000

N50; Plandrehen auf Länge 60 und Kontur vorschruppen

N60 T=”A_SCHRUPP_80_0.8″

N70 M6

N80 G96 S250 F0.2 M4 M8

N90 G0 X62 Z0

N100 G1 X-1.6

N110 G1 Z1

N120 G0 X52

N130 G0 F0.4 S230

N140 G1 Z-29.5                        

N150 G1 X60 N160 G0 Z1

N170 G0 X44

N180 G1 Z-29.5

N190 G1

N200 G0 Z1

N210 G0 X36.4

N220 G1 Z-29.5

N230 G1 X44

N240 G0 X62 Z2

N250 WWP

N260 T=”A_SCHLICHT_55_0.8″

N270 M6

N280; Kontur schlichten

N290 G96 F0.1 S260 M4

N300 G42

N310 G0 X32 Z1

N320 G1 X36 Z-1

N330 G1 Z-30

N340 G1 X 58

N350 G1 X62 Z-32

N360 G40

N370 WWP

N380 M30

Die Vorgehensweise ähnelt der Vorgehensweise mit einem Unterprogramm. Der einzige Unterschied ist, dass wir kein Unterprogramm anlegen müssen und wir somit die Fertigkontur nicht als Erstes programmieren. Ändern wir folgende Punkte an unserem vorliegenden Programm ab:

  • Fügen Sie in bekannter Art und Weise vor N10 die Rohteildefinition ein.
  • Ändern Sie den Namen des Programmes auf Übung_7_Labels
  • Setzen Sie folgende (kursiv markierte) Labels im Programm ein:
    • N280; Kontur schlichten
    • N290 G96 F0.1 S260 M4
    • N300 G42
    • N310 AK_ANF: G0 X32 Z1
    • N320 G1 X36 Z-1
    • N330 G1 Z-30
    • N340 G1 X 58
    • N350 AK_ENDE: G1 X62 Z-32
    • N360 G40
    • N370 WWP
    • N380 M30

Ersetzen Sie die Schruppbearbeitung in dem Aufruf der Kontur für den Abspanzyklus und dem Abspanzyklus an entsprechender Stelle im Programm. Beim Aufruf der Kontur müssen Sie darauf achten, dass die Labels richtig eingetragen werden. Wir geben die Labels, die wir im Programm angegeben haben, im Konturaufruf wie folgt ein:

Abb. 3.1: Label-Benennung Aufruf Abspanzyklus

Programmieren Sie nun den Abspanzyklus nach folgender Abbildung:

Abb. 3.2: Parameter für Abspanzyklus

Lassen Sie nun das Programm neu durchnummerieren.

N10 WORKPIECE(,,,”CYLINDER”,0,1,-61,-45,60)

N20 ; Übung_7

N30 ; 040909 Christiani Team

N40 G0 X150 Z100 ; Werkzeugwechselpunkt

N50 G54 G90 G26S3000

N60 ; Plandrehen auf Länge 60 und Kontur vorschruppen

N70 T=”A_SCHRUPP_80_0.8″

N80 M6

N90 G96 S250 F0.2 M4 M8

N100 G0 X62 Z0

N110 G1 X-1.6

N120 G1 Z1

N130 G0 X52

N140 G0 F0.4 S230

N150 CYCLE62 (,2,”AK_ANF”,”AK_ENDE”)

N160

CYCLE952 (“Fertigkontur1″,,””,2101311,0.4,0,0,3,0.1,0.1,0.5,1,0.1,0,1,1,1,,,,,2,2,,,0,1,,0,12,100010,1,0)

N170 WWP

N180 T=”A_SCHLICHT_55_0.8″

N190 M6

N200 ; Kontur schlichten

N210 G96 F0.1 S260 M4

N220 G42

N230 AK_ANF:G0 X32 Z1

N240 G1 X36 Z-1

N250 G1 Z-30

N260 G1 X 58

N270 AK_ENDE:G1 X62 Z-32

N280 G40

N290 WWP

N300 M30

Nachdem wir nun gelernt haben, wie wir den Abspanzyklus auch ohne Unterprogramm und mit Sprungmarken anwenden können, wollen wir dieses Wissen nun in einer Übungsaufgabe festigen.

Übung

Übung 9

Nehmen Sie den Kegelbolzen aus Übung 8 zur Hand und programmieren Sie ihn auf folgende Art und Weise:

  • Legen Sie in SinuTrain im Grundmenü im Bereich Programme – Werkstücke einen neuen Werkstückordner mit dem Namen Übung_9 und ein gleichnamiges Hauptprogramm an.
  • Programmieren Sie das Drehteil mit dem Abspanzyklus.
  • Programmieren Sie in diesem Hauptprogramm die Fertigkontur mit den Labels AK_ ANF: und AK_ENDE:
  • Rufen Sie diese Labels mit dem entsprechenden Konturaufruf für den Abspanzyklus auf.
  • Geben Sie nun das erstellte Programm ein und starten Sie die Simulation.

Viel Erfolg!

Zur Kontrolle finden Sie hier die Lösungen für Aufgabe 9.

Download Arbeitsplan Übung 9

Download Einrichteblatt Übung 9

Download Lösung Übung 9

Zusammenfassung

  • Der Abspanzyklus wird für das Vordrehen der Fertigkontur eingesetzt.

  • Er kann für die Innen- und Außenbearbeitung eingesetzt werden.

  • Der Abspanzyklus ist ein Herstellerzyklus und übernimmt aufwendige Rechenarbeit und erleichtert somit das Vorbearbeiten der Fertigkontur.

  • Grundlage für den Einsatz des Abspanzyklus ist eine programmierte Fertigkontur, auf die sich der Abspanzyklus beziehen kann.

  • Diese Fertigkontur kann in einem Unterprogramm beschrieben sein.

  • Eine weitere Möglichkeit zur Beschreibung der Fertigkontur ist das Programmieren mit sogenannten Sprungmarken (Labels).

  • Bei der Anwendung von Sprungmarken wird die Fertigkontur im Hauptprogramm beschrieben.

  • Bei der Verwendung des Abspanzyklus muss die Fertigkontur in einem entsprechenden Konturaufruf aktiviert bzw. aufgerufen werden.