2 Nieten, Lufthaken und andere Ur-Formen
2.1 Der Grundkörper
In diesem Fall wird die Niete allerdings direkt ans Bauteil gedreht, sodass wir sie modellieren müssen, anstatt sie als Normteil importieren zu könnten. Und da wir das Vernieten selbst nicht zeigen können, modellieren wir die Niete gleich im genieteten Modus:
Erstellen Sie ein neues Teil und speichern Sie es unter Ar Spanner Feder Anker.
Der Anker für die Spannfeder der Baugruppe Arretierung
Erstellen Sie auf der Ebene vorne eine neue Skizze.
Zeichnen Sie erst eine liegende Mittellinie deckungsgleich auf den Ursprung, dann die Kontur nach Abb. 2.1. Diesmal handelt es sich um einen Vollkörper, sodass die Mittellinie und eine der Konturlinien kollinear sind.
Standardprozedur!
Verknüpfen Sie die linke, untere Ecke deckungsgleich mit dem Ursprung.
Ebenfalls eine Standardprozedur!
2.2 Synchronisieren von Skizzenelementen
Dadurch sind die beiden Stücke zwar immer gleich lang, doch ihre Neigungswinkel können immer noch verschieden sein. Eine Möglichkeit wäre natürlich die Vergabe einer Symmetriebeziehung, aber wir haben keine Mittellinie (und führen auch keine ein). Außerdem gibt es eine einfachere Möglichkeit:
- Markieren Sie die unteren Endpunkte der Linienstücke und verknüpfen Sie sie durch eine Horizontalbeziehung (Abb. 2.6).
Hierdurch sparen wir zwei Maße in einer ansonsten recht maßhaltigen Skizze. Eine gewisse Ökonomie der Bemaßungen zahlt sich nicht nur bei der Kontrolle über die Skizze aus, sondern auch bei deren Konfiguration – ein Thema für später.
2.3 Doppelter Winkel: Modellieren einer Bohrung
Das Niet-Ende auf der rechten Seite soll nun außen einen Absatz und innen eine Bohrung erhalten. Im Rotationsquerschnitt sind das nicht mehr als ein paar Linien:
Zeichnen Sie zwei Linien von der Mittellinie aus zum Ende hin, wie es in Abb. 2.7 durch die blauen Linien dargestellt ist.
Das Problem ist vielmehr das Bemaßen der Bohrung, denn üblicherweise wird hierzu nicht nur die Tiefe, sondern auch der Spitzenwinkel des Bohrers angegeben. Wir haben jedoch nur die halbe Bohrung – und daher auch nur den halben Winkel.
Zur Lösung erinnern Sie sich bitte an die Bemaßung der Durchmesser mit dem doppelten Abstand, wie Sie sie beispielsweise vorhin in Abb. 2.3 angebracht hatten. Der doppelte Abstand dient dazu, in Halbquerschnitten volle Maße zu erhalten, die man auch in der Zeichnungsableitung auswerten kann. Ähnliches gibt es auch für Winkel – wenn auch nicht als eingebauten SolidWorks-Makro:
- Bemaßen Sie den Durchmesser durch einen doppelten Abstand mit 1.2 mm
- Zeichnen Sie eine Konstruktionslinie ein, die etwa spiegelsymmetrisch zur Schrägen liegt (Abb. 2.8, Kreis). Verknüpfen Sie sie deckungsgleich mit dem Knickpunkt.
Abb. 2.7: Modellieren der Bohrung
Abb. 2.8: Doppelter Winkel: eine Stützlinie für die Bemaßung mit vollem Winkel
Aber leider ist sie noch nicht fertig. Sie erinnern sich, dass der Anker im genieteten Zustand gebraucht wird? Der Anker wird durch eine Bohrung des Grundkörpers gesteckt und umgebördelt. Sein Ende wird dadurch um 180° gedreht und kommt genau auf die Blechstärke des Grundkörpers zurück – nämlich einen Millimeter.
- Modellieren wir diese Geometrie:
Abb. 2.10: Die Bohrung ist fertig bemaßt, die Skizze voll definiert
Zeichnen Sie einen tangentialen Kreisbogen aus der Symbolleiste Skizze vom mittleren horizontalen Linienende und führen Sie ihn im Halbkreis links herum, wie es in Abb. 2.11 gezeigt wird (oberer Kreis). Achten Sie darauf, dass er bei 180° „einschnappt“.
Zeichnen Sie parallel dazu einen zweiten Bogen ans untere Ende der Kontur (unterer Kreis).
Abb. 2.11: Tangential werden die beiden Bogenstücke angefügt
2.4 Wie beschränkt ist genug?
Wenn Sie nun einen der Bogen wegziehen, geht der andere ganz brav und vernünftig mit (Abb. 2.14).
Auch ohne konzentrische Beschränkung sind die beiden also konzentrisch beschränkt. Wie ist das möglich?
Nun, die beiden Endlinien sind nicht nur jeweils vertikal, sondern auch gegenseitig kollinear und gleich beschränkt, und die untere ist durch das Maß 6 mm mittel- bar an den Ursprung gekettet. Sie ist außerdem beidseitig mit den Horizontalen verbunden, die ihrerseits vollkommen definiert sind. Die beiden Bogen laufen tangential aus diesen Horizontalen aus. All das ergibt im wahrsten Sinne des Worts zwangsläufig eine konzentrische Beschränkung!
Der Clou aber liegt in folgendem Experiment:
- Verknüpfen Sie die beiden Bogen zusätzlich konzentrisch. SolidWorks merkt diesmal nichts von der doppelten Moppelei (Abb. 2.15)!
Abb. 2.14: Merkwürdig: Die Bogen folgen offenbar einer inoffiziellen Beschränkung …
Abb. 2.15: Ha, überlistet: Probehalber wurden die Beziehungen Konzentrisch und Gleich hinzugefügt. Die Alarmglocken bleiben stumm
Kontrollfragen
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