Innenbearbeitung beim CNC-Drehen – Teil 4

Bohren mit Bohrzyklus

Wie in der Videopräsentation erläutert, wählen wir für unsere Herstellung der Bohrung mit einem Wendeplattenbohrer den Bohrzyklus „Bohren“ im Untermenü der Bohrzyklen „Bohren und Reiben“ aus. Parametrieren Sie diesen Bohrzyklus wie folgt:

Abb. 1.11: Eingabemaske für Bohrzyklus

Beim Bohren dieser Durchgangsbohrung legen Sie als Endbohrtiefe 66 mm fest. Die Referenzebene programmieren Sie in der Z-Achse auf 0, da von hier aus die Bohrung bemaßt ist. Den Sicherheitsabstand bestimmen wir mit dem Wert 1, dies bedeutet, dass nach Abschluss des Bohrzyklus der Bohrer in der Z-Achse auf 1 steht. Von hieraus können wir dann gefahrlos den Werkzeugwechselpunkt anfahren. Eine Verweilzeit wird nicht benötigt, da wir eine Durchgangsbohrung herstellen.

Unsere Programmsätze lauten:

N210 G17

N220 G0 X0 Z2

N230 CYCLE82(2,0,1,,66,0,0,1,21)

Beachten Sie, dass ab diesem Zeitpunkt des CNC-Programms die vorgegebene Lösung zu Ihrer Lösung, wegen der nicht sichtbaren Beschreibung der Zeilen eines Herstellzyklus, unterschiedlich sein kann bzw. sein wird. Ich nummeriere im Lehrbrief analog der Satzfolge weiter. Dies hat aber auf die Richtigkeit des Programms keinen Einfluss.

Nun fahren wir in gewohnter Art und Weise den Werkzeugwechselpunkt an, wechseln das Innendrehwerkzeug zum Schruppen der Innenkontur ein und programmieren die Technologiewerte. Ist dies durchgeführt programmieren wir unseren Abspanzyklus. Zuvor aktivieren wir natürlich wie gewohnt unsere Fertigkontur über den Konturaufruf.

Danach Parametrieren wir uns Abspanzyklus  folgendermaßen:

Abb. 1.12: Parametrierung Abspanzyklus Innenbearbeitung Übung 14

Der einzige Unterschied, den wir zur Parametrierung von Außenkonturen feststellen ist, dass wir beim Element Auswahl „innen“ auswählen. Die übrigen Parameter haben dieselbe Bedeutung.

Unsere Programmsätze für diesen Programmabsatz lauten demnach:

N240 WWP

N250 ;Vordrehen der Innenkontur

N260 T=”I_SCHRUPP_35_0.8″

N270 M6

N280 G96 S230 F0.3 M4 M8

N290 CYCLE62(“FKI_UE14”,0,,)

N300 CYCLE952(“FKA_UE14_1″,,””,1112311,0.4,0.1,0,2,0.1,0.1,0.5,1,0.5,0,1,0.1, 0.1,,,,,2,2,,,8,1,,0,12,1100010,1,0)

Der nächste Programmabschnitt beginnt wieder mit dem Anfahren des Werkzeugwechselpunktes. Wir wechseln anschließend das Schlichtwerkzeug für die Innenkontur ein und programmieren für diesen Abschnitt die Technologiewerte. Danach aktivieren wir die Schneidenradiuskompensation. Zur Verdeutlichung, ob wir G41 oder G42 wählen müssen, schauen Sie sich bitte nochmals die Abbildung 1.13 an.

Abb. 1.13: Schneidenradiuskompensation G41

Bei der Innenbearbeitung in Blickrichtung der Bearbeitungsrichtung befinden wir uns mit Schneidenlage 2 links neben der Fertigkontur. Wir wählen demnach eindeutig G41.

Wir programmieren also:

N310 WWP

N320 ; Schlichten der Innenkontur

N330 T=”I_SCHLICHT_35_0.3″

N340 M6

N350 G96 S260 F0.1 M4 M8

N360 G41

Nun rufen wir das Programm auf, in welchem wir unsere Fertigkontur beschrieben haben. In unserer Übungsaufgabe ist die FKI_UE14. Nach Abschluss der Fertigkontur fahren wir im Eilgang auf Z2, damit wir anschließend sicher den Werkzeugwechselpunkt anfahren können. In unserem Unterprogramm für die Anfahrt des Werkzeug- wechselpunktes wird, wie bereits erwähnt, auch die Schneidenradiuskompensation mit G40 abgewählt. Somit müssen wir dies im Hauptprogramm nicht noch einmal programmieren. Abschließend beenden wir unser Programm mit M30.

N370 FKI_UE14

N380 G0 Z2

N390 WWP

N400 M30

Ist dies erledigt, beenden wir den Programmeditor für unser Hauptprogramm und legen in unserem Werkstückordner UEBUNG_14 ein Unterprogramm mit dem Namen FKI_UE14 an. Wir wissen bereits, dass es bei ShopTurn und ShopMill keine Unterscheidung zwischen beiden Programmtypen mehr gibt. Wenn Sie alle Schritte richtig durchgeführt haben, hat sich der Editor selbst geöffnet und wir kön- nen gleich mit dem Programmieren beginnen. Die erste Zeile im Programm ist für die Beschreibung des Inhalts des Unterprogramms. Ein Kommentar in dem wir beschreiben was das Unterprogramm beinhaltet. Danach positionieren wir das Werkzeug so, dass es in Verlängerung zur Fase 2.25 × 45° an Ø 63 mm steht. Anschließend fertigen wir die Fase an.

N10; Fertigkontur Innen Uebung_14

N20 G0 X69.5 Z1

N30 G1 X63 Z-2.25

Beschreiben Sie die Kontur selbstständig. Beachten Sie, dass Sie am Ende der Kontur 1 mm über das Konturende fahren, anschließend von der Kontur in X auf Ø 30 mm abheben. Dies ist deshalb notwendig, dass die Steuerung einen Schnitt- punkt zum vorgebohrten Durchmesser 30 mm erkennt. Beenden Sie das Unterprogramm mit M17.

Fassen wir beide Programme noch einmal zusammen, damit Sie eine Kontrolle für Ihr erstelltes Programm haben.

Hauptprogramm zu Uebung_14:

N10 WORKPIECE(,,,”CYLINDER”,192,1,-65,-45,90)

N20 ;Übung 14

N30 ;041109 Christiani Team

N40 WWP

N50 G54 G90 G26 S3000

N60 ; Plandrehen auf Länge 65mm

N70 T=”A_SCHRUPP_55_0.8″

N80 M6

N90 G96 S250 F0.2 M4 M8

N100 G0 X92 Z0

N110 G1 X-1.6

N120 G1 Z1

N130 G0 X85

N140 G42

N150 G1 X92 Z-2.5

N160 WWP

N170 ;Vorbohren Durchmesser 33mm auf Durchmesser 30mm; NCG#CYC82#\CST.DIR\bohren.com#NC1#2#*NCG;*RO*;*HD*;#1#1#1#2#1###”
M3″####1##1#*NCG;*RO*;*HD*;#END#*NCG;*RO*;*HD*

N180 T=”WP_BOHRER_30″

N190 M6

N200 G97 S850 F0.4 M4 M8

N210 G17

N220 G0 X0 Z2

N230 CYCLE82(2,0,1,,66,0,0,1,21)

N240 WWP

N250 ;Vordrehen der Innenkontur

N260 T=”I_SCHRUPP_35_0.8″

N270 M6

N280 G96 S230 F0.3 M4 M8

N290 CYCLE62(“FKI_UE14”,0,,)

N300 CYCLE952(“FKA_UE14_1″,,””,1112311,0.4,0.1,0,2,0.1,0.1,0.5,1,0.5,0,1,0.1, 0.1,,,,,2,2,,,8,1,,0,12,1100010,1,0)

N310 WWP

N320 ; Schlichten der Innenkontur

N330 T=”I_SCHLICHT_35_0.3″

N340 M6

N350 G96 S260 F0.1 M4 M8

N360 G41

N370 FKI_UE14

N380 G0 Z2

N390 WWP

N400 M30

Unterprogramm FKl_UE14 zu Uebung_14:

N10 Fertigkontur Innen Uebung_14

N20 G0 X69.5 Z1

N30 G1 X63 Z-2.25

N40 G1 Z-43

N50 G1 X36

N60 G1 X33 Z-44.5

N70 G1 Z-68

N80 G1 X30

N90 M17

Na, Hand aufs Herz, haben Sie alles richtig programmiert. Sie merken, auch Innenkonturen können wir schon mit unserem derzeitigen Wissensstand problemlos programmieren. Die CNC-Programme, die wir erstellen, werden im Laufe des Fernlehrganges immer komplexer. Ein wirklich toller Erfolg für Sie. Damit Sie auch sehen, dass dieses Programm auf einer nahezu „echten“ CNC-Maschine läuft wollen wir diese Aufgabe mit unserer Simulationsfunktion in SinuTrain Operate 4.4 testen. Dazu führen Sie die Simulation, wie in den anderen Übungsaufgaben schon mehrmals durchgeführt, aus.

Wenn sie alles richtig gemacht haben erscheint folgendes Werkstück in der Simulationsansicht „Halbschnitt“ im Simulationsbildschirm:

Abb. 1.14: Fertiges Werkstück Übung 14 Buchse

Auch für diese Übungsaufgabe können Sie sich den Lösungsvorschlag des Hauptprogrammes und des Unterprogrammes hier herunterladen.

Download Lösung Hauptprogramm Übung 14

Download Lösung Unterprogramm FKI Übung 14

Zusammenfassung

  • Das Zentieren, Bohren und innen Ausdrehen sind integraler Bestandteil der Innenbearbeitung.

  • Die Vorbearbeitung von Innenkonturen kann mit HSS-Bohrer, Hartmetallbohrern oder Wendeplattenbohrern erfolgen

  • Die Vorbearbeitung mit Wendeplattenbohrern hat den Vorteil, dass das Zentrieren und Vorbohren entfällt.

  • Der Mindestdurchmesser der vorzubohrenden Bohrung für die Innenkontur richtet sich nach den Werkzeugdaten des verwendeten Innendrehwerkzeuges (-X).

    Abb. 1.15: Abmaße Innendrehwerkzeug

  • Die Bohrbearbeitung findet in der Bearbeitungsebene G17 statt, die Drehbearbeitung in Bearbeitungsebene G18.

  • Eine Besonderheit ist die Bestückung des Werkzeugrevolvers.

    Mein Tipp: zwischen Innendrehwerkzeugen und Bohrern einen Werkzeugrevolverplatz freilassen.

  • Drehzahl für Bohrwerkzeuge wird über die Formel

    berechnet

  • Das Zentrieren erfolgt über CYCLE81

  • Das Bohren erfolgt über CYCLE82 und CYCLE83. Während CYCLE82 nur die Referenzebene, den Sicherheitsabstand sowie die Endbohrtiefe beinhaltet, kann mit CYCLE83 noch entspänt bzw. Späne gebrochen werden. Dies ist von Vorteil, wenn tiefe Löcher gebohrt werden.

  • Das innen Ausdrehen erfolgt auch über den bereits bekannten Abspannzyklus und vorheriger Aktivierung der Fertigkontur mittels Konturaufruf.