1 Arbeiten mit Bogen
Nach den ersten Hürden der Konstruktion geht es nun rasch an die Herausforderungen im virtuellen Konstruieren. Probleme mit voll, über-, unter- oder schlicht falsch definierten Skizzen treten immer deutlicher zutage.
1.1 Die Lagerbuchse
Das wird am folgenden Bauteil deutlich:
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Erstellen Sie das Bauteil St Lagerbuchse und legen Sie auf der Ebene vorne eine Skizze an.
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Zeichnen Sie eine liegende Mittellinie deckungsgleich auf den Ursprung.
Da unsere Lagerbuchse eine Achse aufnimmt, benötigt sie eine durchgehende Bohrung. Daher wird ihre Kontur die Mittellinie nirgends berühren.
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Zeichnen Sie den Linienzug nach Abb. 1.1. Es dürfen nur horizontale und vertikale Beziehungen sowie eine deckungsgleiche Beziehung existieren.
1.2 Bemaßung mit System
Bemaßen Sie nun die Skizze:
- Zuerst die Durchmesser, die in einer Rotationsskizze die Höhen ersetzen (Abb. 1.5). Diese legen Sie wieder als doppelte Abstände an.
1.3 Die Maßart bestimmen
Diese beiden Punkte liegen auf verschiedenen Höhen, sodass zunächst ein ausgerichtetes Maß angeboten wird.
- Ziehen Sie den Cursor einfach nach unten, bis ein Horizontalmaß daraus wird (Abb. 1.7).
1.4 Sperren von Bemaßungen
Falls dies absolut nicht gelingen will, achten Sie darauf, ob der Cursor ein sogenanntes gesperrtes Maß anzeigt: Wenn das Schloss verriegelt ist, so können Sie die Maßart ändern (!). Ist es jedoch geöffnet, so können Sie nur noch die genaue Position der Maßpfeile und der Maßzahl bestimmen. Diese beiden Modi toggeln Sie – wie auch die Icons suggerieren – beliebig oft via Rechtsklick.
- Schließlich definieren Sie noch den Winkel und den Radius (Abb. 1.8).
Achten Sie beim Winkel darauf, einen spitzen Winkel zu erhalten, sonst werden Sie auch bei der Zeichnungsableitung Probleme haben.
- Dies erreichen Sie durch Anklicken der beiden Schenkel (Kreise) und ebenfalls genaues Positionieren des Cursors. Möglicherweise ist es geschickter, Sie zoo- men mit dem Mausrad ein, während Sie das Maß positionieren.
Abb. 1.8: Die Bemaßungen für Winkel und Radius
1.5 Solver: Die Ellipsur des Radius
Es bleibt trotzdem rätselhaft, warum der Radiusmittelpunkt scheinbar keine Höhenbemaßung braucht, obwohl die Skizze lückenlos definiert zu sein scheint. Aber er bleibt standhaft, wenn Sie ihn wegzuziehen versuchen.
- Das Rätsel beginnt sich zu lüften, wenn Sie das Maß 1.30 löschen und den Radiusmittelpunkt verschieben (Abb. 1.9).
- Nicht nur, dass Sie ihn nicht frei hin und her ziehen können und dass ihm treulich immer ein paar Skizzenelemente nachfolgen – der Bogen bewegt sich auch schein- bar selbst auf einer Art Kurve!
- Für die Abbildung wurden fünf Stadien übereinandergelegt, die Mittelpunkte jeweils durch Kreise hervorgehoben und ihre „Bahn“ außerdem durch eine Ellipse angenähert. Es wirkt wie ein Stich vom alten Kepler.
- Die Erklärung ist ebenso komplex: Der Radius wird durch die angrenzenden Linienelemente derart gehemmt, dass er sich selbst nur auf einer festgelegten Bahn bewegen kann. Diese Bahn ist natürlich keine Ellipse, sie ist weitaus komplizierter. Doch der Statistiker sagt: Eine Teilkoordinate auf einer Kurve – sagen wir mal der x-Wert – genügt zur Bestimmung der anderen Teilkoordinate, also y – so funktionieren ja genau Diagramme. Mit anderen Worten: Wenn wir das Breitenmaß haben, dann zwangsläufig auch das Höhenmaß und damit den ganzen Punkt. Von wegen voll definiert.
Sie sehen nun, warum die Amerikaner Software für Skizzenbeziehungen und steuernde Bemaßungen kurz als Solver bezeichnen, zu Deutsch „Gleichungslöser“: Was Sie da in Wahrheit sehen, wenn Sie Ihre Skizzenelemente verschieben, ist ein ständiges Rechnen, ständiges Harmonisieren, unablässiges Lösen eines Systems aus vielen Gleichungen mit vielen minus einer Unbekannten. Kann eine Lösung nicht gefunden werden, dann haben höchstwahrscheinlich Sie gemauschelt. So erklärt sich schließlich auch die Sache mit der Überbestimmung im ersten Lehrbrief.
Genauer: 2D-Solver, denn wir skizzieren ja in der Ebene
1.6 Alternativen zur vollständigen Definition
Bevor Sie das Maß 1.30 wieder ansetzen, warten Sie noch. Denn es gibt noch zwei weitere Elemente in der Skizze, die anscheinend sogar ganz ohne Maß zurechtkommen. Haben Sie sie entdeckt?
Es ist die kurze Horizontale rechts neben der Schräge und das Horizontalmaß des Bogens.
- Solange das Bogenzentrum nicht bemaßt ist, können Sie abwechselnd eines dieser beiden Maße setzen – der Zahlenwert ist nebensächlich. Aber die Skizze wird auch in diesen beiden Fällen voll definiert sein (Abb. 1.10).
- Löschen Sie das Experimentalmaß jetzt wieder und bemaßen Sie den Horizontalabstand des Zentrums wie gehabt mit 1.3 mm (vgl. Abb. 1.6).
- Nachdem Sie die Skizze nun eingehend untersucht haben, können Sie sie zu etwas Produktivem gebrauchen: