Lektion Fortschritt:

3 Die Haube: Ein Top-Down für zwei (Teil 1)

Bisher haben wir die Top-Down-Methode in der Art angewendet, dass wir Teile von anderen Teilen abgeleitet haben: Wir haben z.B. den Schlitten-Korpus benutzt, um daraus die Knagge und die Klinge zu bauen. Der Schlitten musste jedoch zunächst einmal existieren. Wenn Sie die Methode noch nicht kannten, dann waren Sie sicher überrascht. Aber das war bestenfalls ein Vorgeschmack auf die Magie, die Top-Down tatsächlich zu bieten hat.

Nehmen wir an, Sie sind leitender Ingenieur einer Arbeitsgruppe und wollen die Teile des aktuellen Projekts gleichmäßig auf die Konstrukteure aufteilen. Zur Zeit existiert noch kein einziges davon, außer in Ihrem Kopf bzw. auf einer Serviette. Wie wollen Sie Top und Down an die Mitarbeiter verteilen? Der Reihe nach? Gut, aber verspätet sich der eine, dann sicher auch der andere. Oder alle anderen. Dann können Sie die Deadline vergessen. Und Ihren Job vermutlich auch.

Nein, so können Sie’s nicht angehen.

Die Lösung liegt in einer Muttervorlage, einer Master-Zeichnung, die nur die wichtigsten Daten enthält: Skizzen, Punkte, Ebenen, allgemeine Vorgaben, Bauräume usw. Statt also bestehende Bauteile zu öffnen, deren Skizzengeometrie zu übernehmen und dadurch lange Hierarchieketten aufzubauen, arbeiten alle mit der gleichen Schablone – die Hierarchiestruktur wandelt sich von der Kette zum Stern, die Zeit wird parallel genutzt. Und falls die Konstrukteure an ihrem Job interessiert sind, dann reagieren die Bauteile automatisch auf Änderungen der zentralen Vorlage.

3.1 Die Master-Zeichnung

Für dieses Vorgehen kann es jedoch auch andere Gründe geben als nur, Zeit zu sparen. Wenn Sie sich den Hefter einmal ansehen, dann werden Sie bemerken,
wie die geschwungene Fläche der transparenten Haube scheinbar mühelos über den Auslöser hinweg geht (Abb. 3.1). Aber haben Sie sich einmal gefragt, wie das überhaupt möglich ist? Es sind verschiedene Bauteile. Wie kommen die an die gleiche Kurve?

Abb. 3.1: Die Baugruppe Haube im Schnitt. Der blaue Auslöser setzt die Kurve der Haube fort

Die Antwort liegt in einer Masterzeichnung, die diese Kurve enthält. Um im Beispiel zu bleiben, würden Ihre Konstrukteure diese dann benutzen, um getrennt und doch gleichzeitig die Haube und den Auslöser zu modellieren.

  • Erstellen Sie ein neues Bauteil und nennen Sie es H Master Haube.
  • Erstellen Sie auf der Ebene oben (!) die einfache Skizze Grundriss nach Abb.3.2. Achten Sie auf die Symmetrielinien und darauf, dass das innere Rechteck etwas nach oben verschoben ist. Vergessen Sie auch nicht die beiden einzelnen Punkte (Kreise).

Abb. 3.2: Die Grundskizze der Haube

  • Erstellen Sie dann auf der Ebene vorne die Skizze Aufriss nach Abb. 3.3. Alle Stücke sind tangential miteinander verknüpft. Die graue Linie am „Boden“ ist der Grundriss, von der Seite gesehen.
  • Schließlich zeichnen Sie in die dritte Skizze namens Taste eine Waagerechte, die Sie nach Abb. 3.4 deckungsgleich mit der Kurve des Aufrisses und vertikal mit seinem Ende verknüpfen.

Abb. 3.3: Die Aufriss-Skizze

Abb. 3.4: Die Skizze Taste befindet sich ebenfalls auf der Ebene vorne

Tragen Sie nun noch den Aufriss aus, denn diese Oberfläche benötigen wir, wie beschrieben, für alle abgeleiteten Bauteile:

  • Tragen Sie mit einer linearen Oberfläche die Skizze Aufriss aus, und zwar in zwei Richtungen mit der Endbedingung Eckpunkt. Die betreffenden Eckpunkte finden Sie auf der Skizze Grundriss (Abb. 3.5). Nennen Sie sie O Top.

Abb. 3.5: Austragen der Kurve für den Aufriss auf die maximal benötigte Breite

  • Speichern Sie die Datei und schließen Sie sie.

Und das war’s! Das ist die Schablone, von der Sie die Haube und den Auslöser ableiten werden.

3.2 Die Haube

Das weitere Vorgehen kennen Sie bereits vom Mehrkörper-Bauteil. Nur fügen Sie hier das Master-Teil als Referenz ein, um dessen Skizzen, Punkte und Flächen als Schablone zu nutzen. Modellieren Sie zunächst die Haube:

  • Erstellen Sie ein neues Teil namens H Haube.
  • Fügen Sie das Teil H MASTER HAUBE ein. Übernehmen Sie Oberflächenkörper und Nicht absorbierte Skizzen.
  • Falls die drei Skizzen oder die Oberfläche nicht zu sehen sind, blenden Sie sie ein.

Der einzige Unterschied zu Bauteil-eigenen Skizzen ist, dass Sie die eingefügten nicht bearbeiten können. Ansonsten bleibt alles beim Alten:

  • Tragen Sie die Skizze Grundriss bis zur Oberfläche O Top aus. Der Schacht in der Mitte sollte dabei selbständig entstehen. Nennen Sie das Feature A Haube. Blenden Sie Sk Grundriss wieder ein, O Top und dessen Skizze können Sie dagegen ausblenden.
  • Verrunden Sie die Außenkante der Haube mit 3 mm und Tangentenfortsetzung. Nennen Sie das Feature V Haube außen.

3.2.1 Wandstärken definieren

  • Rufen Sie Einfügen, Features, Wandung auf.
  • Stellen Sie eine Dicke von 2 mm ein und wählen Sie den Boden als zu entfernende Fläche. Hierdurch wird die Bodenfläche vollständig ausgespart (Abb.3.6). Nennen Sie das Feature Wd Haube.

Abb. 3.6: Aushöhlen der Haube

Nun ist der Schacht noch zu lang. Um ihn einzukürzen, bedienen wir uns eines Tricks:

  • Legen Sie auf der Stirnfläche des Schachts die Skizze Sk Schacht an. Übernehmen Sie einfach die beiden abgerundeten Rechtecke der Wandung.

Achten Sie darauf, dass die Skizze Taste eingeblendet ist. Leider können wir als Endbedingung nicht deren gesamte Linie, sondern nur einen der Endpunkte nutzen. Mehr brauchen wir aber auch nicht:

  • Schneiden Sie die Skizze mit der Endbedingung Bis Eckpunkt in den Schacht. Bestimmen Sie als Punkt einen Endpunkt der Skizze Taste (Kreis).
  • Bestätigen Sie und nennen Sie den Schnitt S Schacht.

Sie sehen, mit wie wenig Aufwand Sie den Schacht modelliert haben: Er entstand praktisch als Nebenprodukt der Erhebung und der Wandung. Alles was zu tun blieb, war, ihn einzukürzen – und selbst dafür brauchten wir nichts zu skizzieren!

Jetzt legen wir einen Dom an, der die Schraube zur Montage des Auslösers aufnimmt:

  • Legen Sie die Referenzebene E Dom an. Sie liegt parallel zur Ebene oben in einem Abstand von 73 mm.
  • Legen Sie dann die Skizze Sk Dom auf dieser Ebene an. Zeichnen Sie um den linken der beiden Punkte aus der Skizze Grundriss (vgl. Abb. 3.2) zwei konzentrische Kreise und bemaßen Sie sie nach Abb. 3.7.
  • Tragen Sie die Skizze dann bis zur oberen Oberfläche aus. Nennen Sie das Feature A Dom.

Abb. 3.7: Die Skizze für den Schraubdom

  • Verrunden Sie die Innen- und Außenkante des Schachtes sowie den Dom mit 1 mm. Nennen Sie das Feature V Haube innen.

Vorne schneiden wir nun eine Schräge ab, damit das Papier seinen Weg in den Hefter findet:

  • Auf der Ebene vorne legen Sie nun die Skizze Sk Diagonalschnitt an. Übernehmen Sie die Horizontale und die Vertikale der Haube, schalten Sie sie zur Konstruktion um und ergänzen Sie mit den beiden Linien nach Abb. 3.8. Bemaßen Sie die Skizze.

Abb. 3.8: Die Skizze für die Schnittfläche vorne

  • Tragen Sie die Skizze mit einer linearen Oberfläche beidseitig Durch Alles aus. Nennen Sie diese O Diagonalschnitt.
  • Durch einen Schnitt mit Oberfläche entfernen Sie schließlich die dreieckige Sektion. Nennen Sie den Schnitt OS Diagonalschnitt.

Nun wird es Zeit für die vier Klinken, die die Haube auf dem Unterteil fixieren werden. Wieder modellieren wir nur eine und kopieren den Rest:

  • Definieren Sie parallel zur Ebene rechts die Referenzebene E Klinke, die zu jener einen Abstand von 24 mm aufweist, aktivieren Sie Offset umkehren, damit die Ebene im Inneren des Bauteil liegt.
  • Legen Sie auf dieser Ebene die Skizze Sk Klinke an, die Sie nach Abb. 3.9 bemaßen. Dies ist die rechte Seite der Haube, von hinten gesehen. Achten Sie auf die linke Vertikale, die kollinear mit der übernommenen Körperkante verknüpft ist.

Abb. 3.9: Die Skizze der Klinke

  • Tragen Sie die Skizze um 5 mm zur Frontseite hin aus. Nennen Sie das Feature A Klinke.
  • Mit dem Linearen Muster LM Klinke kopieren Sie dann A Klinke um 70 mm in Richtung 1 bzw. Frontseite.
  • Spiegeln Sie LM Klinke dann seinerseits zur linken Seite, indem Sie die Ebene vorne als Spiegelfläche nutzen (Abb. 3.11). Nennen Sie das Feature Sp Klinke.

Abb. 3.10: Das lineare Muster der Klinke

Abb. 3.11: Spiegeln des Musters

3.2.2 Text

Bringen Sie nun noch eine Beschriftung an:

  • Legen Sie auf der rechten Seite die Skizze Sk Schriftzug an.
  • Rufen Sie Skizzentext oder Extras, Skizzenelemente, Text auf. In der hinteren, unteren Ecke klicken Sie auf die Fläche und tragen im PropertyManager unter Text den Schriftzug e-Hefter ein. Wählen Sie als Schriftart eine fette Zierschrift ohne Ecken oder Serifen wie z.B. Cooper Standard mit einer Höhe von wenigstens 5 mm (Abb. 3.12). Normschrift wäre zwar ideal, erschiene dann aber doch etwas zu langweilig!

Abb. 3.12: Beschriften der Haube

  • Tragen Sie die Skizze 0.2 mm hoch aus und nennen Sie das Feature A Schriftzug.
  • Färben Sie das Feature ein, so dass es besser zu erkennen ist. Wählen Sie etwa Dunkelblau. Speichern Sie dann das Bauteil.