Lektion Fortschritt:

1 – Variantenkonstruktion (Teil 2)

1.4 Top-down-Modellierung, Teil II

Nun wird es wieder Zeit für unseren sechseckigen Bohrer – und diesmal für noch ein weiteres Teil: die Achse des Exzenters, deren Bohrung wir ebenfalls vom Achsdurchmesser abhängig machen.

  • Wechseln Sie zur Konfiguration Ex Z4.
  • Wählen Sie im Menü Einfügen, Teil.

Fügen Sie das Bauteil ex achSe.Sldprt ein und wählen Sie unter Übertragen nur Achsen und Absorbierte Skizzen. Blenden Sie dann Sk Achse ein (Abb. 1.29).

Abb. 1.29: Einfügen der Achsenskizze als Schnittwerkzeug

Hier haben Sie zwei Möglichkeiten: Entweder Sie tragen den Schnitt in zwei Richtungen durch alles aus, was wegen der einfachen Schnittgeometrie kein Problem darstellt, oder Sie üben noch einmal die modifizierte Startbedingung:

Mit einem linear ausgetragenen Schnitt, der Anfangsbedingung Oberfläche/Fläche/Ebene mit dem Boden des Zahnrads und der Endbedingung Durch alles durchbohren Sie das Antriebsrad vollkommen (Abb. 1.30).

  • Bestätigen Sie den Schnitt und nennen Sie ihn S Achse.

Da dieses Feature unverändert in beiden Konfigurationen vorkommen soll, stellen Sie dies entsprechend ein:

  • Öffnen Sie S Achse und wählen Sie unter Konfigurationen das Optionsfeld Alle Konfigurationen. Bestätigen Sie (Abb. 1.31).

Abb. 1.30: Schnitt der Bohrung für die Hauptachse

Damit sollte sich Ihnen in beiden Konfigurationen der Anblick nach Abb. 1.32 darbieten.

Abb. 1.31: Auswahl der Konfigurationen, die die Zentralbohrung enthalten, hier: alle

Abb. 1.32: Die Bohrung für die Sechseck-Achse

1.4.1 Die Achse der Exzenter-Rolle

Um auch die Bohrung für die Achse des Exzenters top-down automatisieren zu können, benötigen wir natürlich erst einmal dieses Bauteil (Abb. 1.33).

  • Ich denke, die Anfertigung von Ex Rolle Achse kann ich vertrauensvoll in Ihre Hände legen.

Abb. 1.33: Die Achse des Exzenters. Die Fase wird beidseitig angebracht.

1.4.2 Referenz-Teile verschieben: die Bohrung für die Exzenter-Achse

Die Skizze dieser Achse nutzen wir nun, um die Exzenterbohrung herzustellen. Denn der Sinn der Top-down-Übung ist, die Bohrungen automatisch nach den Durchmessern der Achsen zu konfigurieren. Im Fall der Zentralachse würde sich sogar eine Änderung des Querschnitts auf die Bohrung auswirken sie hätte immer die korrekte Form, egal ob fünfeckig, elfeckig oder als Gleichdick.

Schalten Sie um auf die Konfiguration Ex Z4.

  • Blenden Sie die Skizze Sk Exzenter des Features A Exzenter ein. Wir brauchen sie gleich als Referenz für eine Skizzenbeziehung.

Klicken Sie auf Einfügen, Teil. Wählen Sie die soeben erstellte Ex rolle achSe.Sldprt. Aktivieren Sie unter Übertragen die Optionen Volumenkörper und Absorbierte Skizzen sowie unter Teil auffinden die einzelne Checkbox Teil mit Verschieben/Kopieren-Feature finden.

Der Sinn dieser letzten, reichlich sperrig benannten Option liegt darin, dass der Exzenter nicht zentral liegt – daher ja sein Name. Sie müssen das eingefügte Teil also verschieben, was umständlicher ist, als es klingt:

Durch den importierten Volumenkörper haben Sie immerhin einen Anhaltspunkt, wo sich das Teil befindet. Denn da absorbierte Skizzen ausgeblendet werden, sehen Sie ohne Volumenkörper nicht das Mindeste – es sei denn, Sie hätten die Achse bereits mit eingeblendeter Skizze gespeichert.

  • Klicken Sie die Achse in die Nähe des Exzenters.

Daraufhin schaltet der PropertyManager auf die Verknüpfungseinstellungen um, eine Folge der obigen Option Teil finden, mit deren Hilfe Sie das Bauteil positionieren können sollten. Dummerweise jedoch können Sie den Zentralpunkt von Sk Exzenter in diesem Modus nicht fangen und also auch das Teil nicht positionieren (Abb. 1.34).

Abb. 1.34: Versuch der Positionierung mittels Skizzenbeziehungen

Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit:

  • Klappen Sie die unterste Rubrik auf, Optionen, und klicken Sie auf die dort sehr gut versteckte Schaltfläche Verschieben/Drehen (Abb. 1.34, Kasten).

Hierauf schaltet der PropertyManager auf die Modifikatoren Drehen und Verschieben um.

  •  Öffnen Sie, falls nötig, die Rubrik Verschieben. Die obere Auswahlliste sollte bereits mit dem Kreiszentrum der Skizze Sk Achse (Abb. 1.35, Pfeil) ausgefüllt sein. Klicken Sie für den unteren Punkt auf das Zentrum von Sk Exzenter (Abb. 1.35, Kreis).

Abb. 1.35: Positionieren mittels Verschieben und Drehen

1.4.3 Der “aufschwingende Feature-Manager”

Sollte das obere Feld nicht ausgefüllt sein, haben Sie zwei Möglichkeiten:

1. Bestätigen Sie die Funktion, sodass die Achse eingefügt wird. Öffnen Sie ihr Feature und blenden Sie Sk Achse ein. Öffnen Sie nochmals das Feature und wiederholen Sie die Operation mit der händischen Wahl beider Kreiszentren. Letzteres funktioniert natürlich nur, wenn die Kreise nicht bereits konzentrisch liegen.

2. Klappen Sie den sogenannten aufschwingenden FeatureManager auf, der in der linken, oberen Ecke des Editors wartet. Diese Kopie des FeatureManagers ist immer dann zu sehen, wenn der PropertyManager geöffnet ist, mit anderen Worten: wenn eine Funktion aktiv ist. Blenden Sie Sk Achse von dort aus ein und setzen Sie die Auswahl fort. Sie können hier allerdings nur das Kontextmenü nutzen, nicht die Kontext-Symbolleiste (Abb. 1.36).

Abb. 1.36: Der „aufschwingende FeatureManager“ ist für den Fall gedacht, dass der eigentliche FeatureManager nicht zugänglich ist

Blenden Sie nun den Volumenkörper aus und gegebenenfalls Sk Achse ein. Wählen Sie diese Skizze und führen Sie, wie gehabt, einen linear ausgetragenen Schnitt durch den breiten Rand. Hierzu schneiden Sie von der Skizzier- ebene nach unten bis zu einer Oberfläche, nämlich der Unterseite des Rands (Abb. 1.37).

Abb. 1.37: Schneiden der Exzenterbohrung

Eine Schnittansicht zum Vergleich sehen Sie in Abb. 1.38.

Abb. 1.38: Der Schnitt der Bohrung reicht nur bis zur Verzahnung

Konfigurieren Sie diesen Schnitt für diese Konfiguration. Speichern Sie das Bauteil.

1.4.4 Unterdrücken von Features

Fügen Sie diesen Schnitt nun noch einmal für die Konfiguration Ex Konter ein. Dazu brauchen Sie aber nur die bestehenden Features umzustellen.

  • Schalten Sie zunächst auf die Konfiguration Ex Konter um.

Das eingefügte Teil ist in dieser Konfiguration nicht zu sehen, weil es unterdrückt wurde genau wie der Schnitt S Rolle Achse.

Unterdrücken ist indessen nicht das Gleiche wie ausblenden: Auch ein unsichtbares Teil übt vollen Einfluss auf das Modell aus – ein unterdrücktes Teil hingegen kann dies nicht.

Sie wissen natürlich, dass das an der Option Diese Konfiguration liegt. Just checking.

Heben Sie also die Unterdrückung für Ex Rolle Achse auf. Hierzu nutzen Sie am schnellsten die Kontext-Symbolleiste.

  • Blenden Sie nötigenfalls die Skizze Sk Achse ein und prüfen Sie durch Öffnen des Teil-Features, ob die Verknüpfung der beiden Zentren noch besteht. Das sollte sie aber.

Heben Sie dann auch die Unterdrückung für den Schnitt S Rolle Achse auf. Schneiden Sie Sk Achse nun durch die Endbedingung Durch alles mit dem Exzenter (Abb. 1.39).

Abb. 1.39: Der Schnitt für das Konter-Rad

Von oben betrachtet sollten Sie jetzt zwei saubere Durchgangsbohrungen in Ex Konter sehen, aber nur eine in Ex Z4. Dort sehen Sie einen Teil der Verzahnung durch die Exzenterbohrung (Abb. 1.40).

Abb. 1.40: Die beiden fertigen Konfigurationen der Kurbelräder

Ist dies nicht der Fall, rufen Sie noch einmal das Schnittfeature in beiden Konfigurationen auf und stellen Sie sicher, dass es jeweils auf diese Konfiguration beschränkt ist.

Als Nacharbeit blenden Sie nun in beiden Konfigurationen die Skizzen und den Volumenkörper aus.

Sie können das Verschieben-Feature ganz unten ebenfalls umbenennen: Nennen Sie es Sk Achse auf Exzenter ausrichten. Einfach nur so.

Speichern Sie das Bauteil.

1.5 Virtuelle Chirurgie: Die Hackordnung der Features

Was wir getan haben? Wir haben, statt je ein Schnitt-Feature pro Konfiguration zu erstellen und das jeweils andere zu unterdrücken, einfach nur die Endbedingung ein und desselben Features konfiguriert – will heißen: Bei Ex Z4 haben wir den Schnitt nur durch den breiten Rand geführt, um die Verzahnung nicht zu beschädigen, bei Ex Konter haben wir ihn durch alles geführt – „durch und durch“, wie man in Hessen sagt.

1.5.1 Features konfigurieren

Diese elegante Methode führt wiederum zu einer weiteren Verkürzung des Hierarchiebaums oder sollte man Verjüngung sagen, um beim Bild des Baums zu bleiben?: sparsame Verwendung von Features, die nur leichte Variationen derselben Operation darstellen. Zugegeben, es ist nicht immer leicht zu sehen, wo und wann Sie Features einsparen oder streichen können, aber es ist der Übung wert. Denn je weniger Sie im FeatureManager zu suchen haben, desto schneller steigen Sie durch.

Da geht Ihnen jetzt vielleicht eine Frage durch den Kopf:

Wieso haben wir dann weiter oben zwei Features definiert, A Exzenter Z4 und A Exzenter Konter? Die machen doch auch fast das Gleiche?!“

Richtig. Ich wollte Ihnen nur nicht zwei neue Dinge auf einmal zumuten. Und die Methode Ein Feature pro Konfiguration ist ansonsten völlig machbar und korrekt. Aber da Sie ja jetzt fit sind, können Sie einen der Schnitte konfigurieren und den anderen, da überflüssig, entfernen ich meine, was soll schon groß passieren:

Speichern Sie das Bauteil. Wechseln Sie dann in die Konfiguration Ex Konter.

Löschen Sie den nun inaktiven Schnitt S Exzenter Z4. Dies können Sie einfach mit Entf erledigen, ebenso aber auch über das Kontextmenü des Features und Löschen. Entgegen den drei Pünktchen erfolgt keinerlei Nachfrage.

  • Nein, es dauert ein Weilchen. Dann werden Sie erschlagen (Abb. 1.41).

Abb. 1.41: Breitseite in Rot: Das Löschen von Features kann nachfolgende ungültig machen

1.5.2 Was mit “Was stimmt nicht?” nicht stimmt

SolidWorks bringt eine Fehlermeldung, wonach der geplante Schnitt das Modell nicht schneide. Zugleich ist das letzte Feature ungültig geworden, die Exzenterbohrung, welche jetzt durch ein „X“ und in roter Schrift dargestellt wird.

Eine der seltenen nichtmodalen Dialogboxen

  • Klappen Sie S Rolle Exzenter auf.

Nichts dort weist auf den Fehler hin. So etwas passiert in SolidWorks öfter: Man wird von einer Katastrophenmeldung aufgescheucht, erfährt aber nicht, was eigentlich los ist. Da bleibt dann nur der Selbstversuch:

  • Klicken Sie auf die Skizze Sk Achse des angeblich defekten Features und blenden Sie sie ein (Abb. 1.42).

Erinnern wir uns: Die Skizze der Exzenter-Achse wurde in der Konfiguration Ex Z4 eingefügt, mithin also am Schnitt S Exzenter Z4 befestigt. Durch dessen Löschung hat die Skizze ihren Bezug verloren – das ist der Grund für die Fehlermeldung. Die Skizze selbst scheint in Ordnung zu sein.

Bevor wir weitermachen, folgendes Gleichnis zur Veranschaulichung:

Sie wissen, jedes Feature bezieht sich auf eines oder mehrere der vorhergehenden. Wenn Sie also nach der Ursache eines Fehlers suchen, gehen Sie immer von unten nach oben, rückwärts in der Zeit back to the roots.

Arbeiten wir uns also ein Stück rückwärts und fragen wir diesmal wie der „Kollege“ von Professor Boerne: Wer hat die Skizze zuletzt (lebend) gesehen?

Abb. 1.42: So was: Die Schnittskizze ist in den Raum abgetrieben

Und wie in jedem guten Krimi versteckt sich der Schurke auch hier in der dunkelsten, hintersten Ecke: Das Feature Sk Achse auf Exzenter ausrichten, das wir in der externen Referenz S Rolle Achse definiert hatten, um die Skizze außermittig zu platzieren (s. „Referenzteile verschieben: die Bohrung für die Exzenter-Achse“ auf S. 26). Denn es verbirgt seine Missetat im PropertyManager:

  • Öffnen Sie das Feature Sk Achse auf Exzenter ausrichten zur Bearbeitung.

Auf den ersten Blick sieht alles normal aus. Doch wenn Sie die beiden Einträge im PropertyManager mit dem Original in Abb. 1.35 vergleichen, dann sehen Sie, dass der erste Punkt jetzt auf dem Ursprung liegt statt auf dem Kreiszentrum des importierten Teils! Daher also die Verschiebung: In Ermangelung des Referenzpartners wurde die Verschiebung einfach wieder auf null gefahren. Das ist der Default dieser Funktion.

  • Markieren Sie die obere Auswahlliste und löschen Sie den Eintrag Punkt1@ Ursprung. Klicken Sie dann auf das Kreiszentrum der importierten Achse (Abb. 1.43).

Abb. 1.43: Rettungsanker: Der erste Punkt wird wieder korrekt zugeordnet

  • Sobald Sie bestätigen, ist die Bohrung und damit das Bauteil repariert.

Doch wenn Sie auf die Konfiguration Ex Z4 umschalten, die ja jetzt kein Schnitt-Feature mehr besitzt, erhalten Sie wieder eine Fehlermeldung um nicht zu sagen: genau die gleiche!

Nun, der Grund ist hier natürlich das immer noch unterdrückte Schnitt-Feature, das wir vorhin ja eigentlich multitasken wollten. Aber dazu war es nicht mehr gekommen:

Heben Sie die Unterdrückung für A Exzenter Konter auf. Das erreichen Sie am schnellsten über dessen Kontext-Symbolleiste.

Der Aufsatz wird eingeblendet, aber freilich geht er wieder ganz bis zum unteren Ende, wobei er die Verzahnung überdeckt. Gleiche Prozedur wie letztes Mal:

  • Öffnen Sie das Feature und ändern Sie dessen Endbedingung wie vorhin auf Bis Nächste (Abb. 1.44).

  • Stellen Sie sicher, dass Diese Konfiguration gewählt ist. Bestätigen Sie, so ist alles wieder beim Alten.

Abb. 1.44: Das Feature wird nicht repariert, sondern konfiguriert

1.5.3 Den Feature-Baum verjüngen

Damit haben Sie auch dieses Feature „per Konfiguration“ eingerichtet – man sagt, Sie haben das Feature konfiguriert.

Somit können Sie auch den Konfigurationsnamen aus dem Feature entfernen, denn jetzt gilt dieses ja für beide Konfigurationen:

  • Benennen Sie das Feature A Exzenter Konter um in A Exzenter.
  • Speichern Sie das Bauteil.

Und damit haben wir nur noch ein Extra-Feature übrig, eines, das nur für eine bestimmte Konfiguration besteht und bei allen anderen Konfigurationen unterdrückt wird: A Füllung, die Austragung, die mit virtuellem Fensterkitt die Verzahnung des Gegenrads zuspachtelt. Technisch gesehen ist allerdings auch die Unterdrückung eine Art Konfiguration, sodass auch dieses Feature konfiguriert ist (Abb. 1.45).

Abb. 1.45: A Füllung ist das einzige verbliebene Feature, das konfigurationsweise unterdrückt wird

Kontrollfragen

Wann ist die Konfiguration von Bauteilen die Variantenkonstruktion angebracht?

Wann erscheint eine Konfiguration unpraktisch?

Was ist ein Referenzteil?

Wir kennen die Endbedingung bei der Austragung. Gibt es noch eine andere?

Worin unterscheidet sich die Endbedingung Bis nächste von Bis Oberfläche?