Lektion Fortschritt:

2 Die Blechteile (Teil 1)

Biege- und Stanzteile aus Blech, obwohl Volumenkörper, sind eine ganz eigene Modellklasse in MCAD-Systemen. Sie folgen eigenen Regeln und verwenden eigene Features. So auch in SolidWorks.

Es gibt zwei Methoden, nach denen Sie Blechteile modellieren:

  • Sie führen das Ganze als reguläres Volumenkörper-Modell aus und wandeln es erst am Ende in ein Blechteil um, oder
  • Sie modellieren von Anfang an im Blech-Modus.

Da die zweite Methode erweiterte Parametrik und eine ganze Symbolleiste eigener Features und Funktionen mitbringt, rasche Korrekturen ermöglicht und dabei keinerlei Flüchtigkeitsfehler zulässt, würde ich an Ihrer Stelle immer und ausnahmslos diese verwenden, da einfacher und schneller. Auch wenn sie zunächst erneuten Lernaufwand erfordert. Aber viel ist es ja nicht:

  • Blenden Sie die Symbolleiste Blech ein (Abb. 2.1).

Wie Sie sehen, haben auch die Bleche eine eigene Farbpalette. Hier ist es ein Orange-Ton mit einer schwachen, grau-weißen Schraffur als Fläche.

Der Text mutiert allmählich zum Zungenblecher …

Abb. 2.1: Die Symbolleiste Blech

2.1 Ein Klammerpäckchen zum Probieren

Wenn Sie eine Konstruktion wie diese angehen, sind Sie auf externe Materialien angewiesen. Hier ist es der Riegel aus Heftklammern, wie Sie ihn im Laden kaufen können – und zwar nur so und nicht anders! Da Sie nun keinen Einfluss auf dessen Maße haben, müssen Sie sich wohl oder übel nach diesem „Zukaufteil“ richten: Der ganze Hefter ist um die Klammern herum gebaut.

Hierbei kann es helfen, wenn Sie dieses Päckchen selbst modellieren und zum Einpassen und zur Dimensionierung verwenden, ähnlich wie ein Stand-In beim Film. Die Konstruktion ist nicht weiter aufwendig (Abb. 2.2).

Abb. 2.2: Ein Klammerpäckchen zur Konstruktion

In Verbindung mit einer Baugruppe können Sie nun genau nachprüfen, ob sich Ihr Bezugsteil im Modell korrekt verhält.

2.2 Das Oberteil des Magazins

Wie komfortabel die Blech-Features wirklich sind, erfahren Sie gleich beim Basis-Feature des ersten Teils:

  • Erstellen Sie ein neues Bauteil namens Ar B Oberteil. Das Oberteil der Baugruppe Arretierung – und ein Blechteil, um genau zu sein.
  • Entwerfen Sie die einfache Skizze Sk Profil auf der Ebene vorne (Abb. 2.3).

Abb. 2.3: Die Profilskizze des Blechteils

  • Aktivieren Sie die Skizze und klicken Sie auf die erste Schaltfläche der Symbolleiste Blech, Basis-Blech/Zunge.

Das Basisblech wird erstellt. Im PropertyManager stehen zugleich alle Grundeinstellungen für Bleche zur Verfügung, was z.B. eine konstante Blechstärke bedeutet, konstante Biegeradien, Zugaben und Freischnitte, die global gelten sollen – mit anderen Worten: Diese Einstellungen gelten für das gesamte Bauteil (Abb. 2.4)!

Abb. 2.4: Die Parameter des Basisblechs bestimmen zugleich die Grundeinstellungen aller nachfolgenden Features

  • Stellen Sie für Richtung 1 die Länge 87.50 mm ein. Unter Blechparameter geben Sie 1.0 mm für die Dicke und 0.2 mm für den Biegeradius ein.
  • Ohne die Schaltfläche Richtung umkehren wird die Biegung außerhalb der Skizze ausgeführt, wie es auch die Vorschau zeigt, sonst innerhalb. Lassen Sie die Schaltfläche inaktiv.

Hintergrund ist, dass es sich hier um ein Außenteil handelt, also müssen dessen Innenabmessungen stimmen. Beim Magazin-Trog wird es genau andersherum sein.

  • Belassen Sie die anderen Werte Biegezugabe und Freischnitt auf ihren Defaults und bestätigen Sie.

Der FeatureManager hat sich unterdessen mit gleich drei verschachtelten Features gefüllt. Diese können Sie als die Basisversion des Blechteils betrachten (Abb. 2.5).

  • Das oberste Feature heißt einfach nur Blech, aber Sie können den Namen ändern, wenn Sie ihn nicht aussagekräftig genug finden.
  • Blech enthält keine Geometrie, sondern nur die Grundeinstellungen, etwa Dicke und Radius. Den oder die darunterliegenden Knoten, hier nur Blech4, können Sie zur Abwandlung dieser Stammdaten nutzen. Mit jedem neuen Basis-Blech wird ein neuer Knoten hinzugefügt.

Abb. 2.5: Ein Haufen Zeug: Die Grundausstattung eines Blechteils

  • Bei Basis-Blech1 beginnt das eigentliche Bauteil.
  • Hier sehen Sie die Skizze Sk Profil von vorhin, die Sie natürlich editieren können.
  • Außerdem noch zwei Features namens Basisbiegung. Sie beschreiben die beiden rechten Winkel im Teil, die ja eigentlich nur durch die Winkelform der Skizze entstanden sind. Die können Sie als Features bearbeiten, um etwa zwei abweichende Biegeradien zu definieren.
  • Die Abwicklung ist unterdrückt, das heißt, sie kommt nicht zum Einsatz. Sie stellt momentan nur einen Sammelordner dar und hat keine eigene Funktion.
  • Aber wenn Sie das darunterliegende Feature Abwicklung aktivieren bzw. dessen Unterdrückung aufheben, so wird das Blechteil aufgrund der Angaben für Stärke, Biegeradien, Biegezugabe, Eckenverhalten usw. flach ausgebreitet und lässt sich nun als Zuschnitt verwenden.

Der Ordner Abwicklung wird sich bald mit all unseren Biege-Features füllen.

Stellen Sie sich nun vor, Sie würden dieses einfache Teil mit den Volumenkörper-Features erstellen, statt die Blechfunktionen zu nutzen.

  • Dann müssten Sie zunächst einmal eine geschlossene Skizze erstellen, Innen- und Außenradien berechnen, in allen Phasen die Blechstärke einhalten, die Abwicklung von Hand berechnen – und Sie könnten selbstverständlich nicht mal eben umschalten auf eine andere Blechstärke oder die Biegeradien kollektiv umstellen und dabei erwarten, dass das Modell automatisch mitgeht.

Wir fügen nun sukzessive neue Aufsätze an unseren Basiskörper an, so wie wir es schon von der Volumenkörpermodellierung her gewohnt sind. Hier allerdings verwenden wir spezielle Blech-Aufsätze, die wir als Zungen und Laschen bezeichnen.

2.2.1 Auch in Blech verfügbar: Spiegel-Features

Den folgenden Ablauf haben Sie schon mehrfach gesehen: Wir konstruieren zunächst alles, was wir spiegeln können, spiegeln es, und fügen danach die individuellen Features hinzu. Auf diese Art sparen wir nicht nur eine Menge Zeit – wir schaffen Symmetrie, wo wir sie brauchen.

2.2.1.1 Die gerade Lasche oder Zunge

Erster Streich ist die Aufhängung des gesamten Magazins, die mit der hintersten Bohrung im Bodenteil und AR ACHSE realisiert wird. Hierzu verlängern wir einfach eine der Wangen in gleicher Richtung, was man unter den „Blechschreinern“ als Zunge bezeichnet:

  • Wechseln Sie in die Isometrie und fügen Sie auf der zugewandten vertikalen Fläche die Skizze Sk Lager ein. Normalansicht.
  • Übernehmen Sie die Kante links vom Basiskörper und zeichnen Sie den Rest wie in Abb. 2.6 dargestellt. Die vier Außenradien sind durch Gleichheit verknüpft.

Abb. 2.6: Ihre leichteste Übung: Das hintere Ende des Oberteils

  • Aktivieren die Skizze und klicken Sie auf Basis-Blech/Zunge.
  • Die Konfiguration dieses Features ist schockierend simpel: Die Dicke entspricht ohnehin schon der Blechdicke. Achten Sie nur darauf, dass Ergebnis verschmelzen aktiviert ist, und bestätigen Sie. Nennen Sie das Feature Z Lager.

Das Kürzel Z steht demnach für Zunge. Apropos AR ACHSE:

  • Fügen Sie auf der gleichen Fläche wie eben eine Bohrung von 3 mm Durchmesser hinzu, die 5 mm vom hinteren und vom unteren Rand entfernt ist. Nennen Sie sie Bo Ø3.0 Achse.

Am vorderen Ende bringen wir eine Schnitt-Oberfläche an. Auch das ist nichts Neues:

  • Bringen Sie wiederum auf der gleichen Fläche wie eben die Skizze Sk O Schnitt auf. Zeichnen Sie die dreiteilige Kurve nach Abb. 2.7, wobei Sie vorhandene Kanten zur Konstruktion übernehmen.

Abb. 2.7: Die Skizze für die Schnitt-Oberfläche am vorderen Ende

  • Tragen Sie die Skizze mit einer Linearen Oberfläche und der Endbedingung Durch alles aus und nennen Sie das Feature O Schnitt.
  • Wählen Sie Einfügen, Ausschneiden, Mit Oberfläche. Wählen Sie O Schnitt in die Auswahlliste und wählen Sie Schnitt umkehren so, dass nur die untere Ecke entfernt wird. Nennen Sie das Feature Schnitt vorne (Abb. 2.8).

Abb. 2.8: Der Schnitt vorne unten

Damit haben wir auf indirekte Art eine zweite Zunge erzeugt – oder besser zwei, da wir die andere Seite zwecks Ausschnitt ja gleich mitgeschnitten haben. Daher wird dieses Feature nicht gespiegelt. Sollte es bei Ihnen noch nicht so aussehen wie im obigen Bild, haben Sie wahrscheinlich die Oberfläche noch nicht ausgeblendet.

2.2.1.2 Die abgewinkelte Lasche oder einfach Lasche

Die folgenden Erweiterungen wechseln die Ausrichtung der Blechbahn im Raum und erzeugen somit Laschen. Das eigens hierfür eingerichtete Feature ist nicht übermäßig kompliziert, wohl aber komplex, wenn Sie wollen, denn hier machen Sie alles in einem Arbeitsgang. So routiniert, wie Sie jetzt sind, wollen Sie das ganz bestimmt:

  • Klicken Sie auf die äußere Längskante der Wange (Abb. 2.9, Pfeil) und rufen Sie Kante-Lasche auf.

Abb. 2.9: Die Konfiguration von Laschen kann in einem einzigen Arbeitsgang erfolgen

  • Bestimmen Sie zunächst die Richtung, indem Sie die Lasche mit einem Linksklick nach innen führen (Kreis).

Die genaue Laschenlänge ist hier nicht wichtig, da wir die Form der Lasche skizzieren werden.

  • Von den drei Schaltflächen darunter jedoch wählen Sie die linke, Äußerer virtueller Eckpunkt. Hierdurch wird die Breite der Lasche auf die Gesamtbreite angerechnet, also einschließlich der anhängenden Wange des Bauteils bemessen.
  • Stellen Sie unter Laschenposition den ersten Punkt ein, Material innen. Hierdurch wird die Höhe des Bauteils durch die Lasche nicht geändert. Aktivieren Sie auch Angrenzende Biegungen trimmen.
  • Das Interessante ist jedoch die Schaltfläche Laschenprofil bearbeiten, ganz oben in den Laschenparametern. Aktivieren Sie sie, so wird der Skizzenmodus für dieses Feature aufgerufen (Abb. 2.10).
  • Wechseln Sie in die Normalansicht. Die Dialogbox Profilskizze bleibt die ganze Zeit über geöffnet und informiert Sie darüber, ob die Skizze gültig ist.
  • Wandeln Sie das Rechteck in die dreistufige Form nach Abb. 2.11 um.

Abb. 2.10: Bearbeiten des Laschenprofils

  • Klicken Sie dann im Dialogfeld Profilskizze auf Fertig stellen. Dies ist ohnehin nur mit einer gültigen Skizze möglich.

Daraufhin wird nicht nur der Skizzenmodus, sondern auch das Feature selbst abgeschlossen, und das Endergebnis erscheint im Editor.

Abb. 2.11: Bearbeiten einer Profilskizze

  • Nennen Sie das Feature L Gesamt, wobei L für Lasche steht, und die Skizze Sk Gesamt. Die Biegung können Sie in Bg L Gesamt umtaufen.
  • Verfahren Sie dann auf genau die gleiche Weise mit der Führung für die Klinge. Setzen Sie diese Lasche jedoch an der oberen, vorderen Kante von L Gesamt an. Skizzieren Sie dann nach Abb. 2.12.
  • Einzige Neuerung: Unter Laschenposition aktivieren Sie Offset und stellen darunter die Endbedingung Blind mit einem Offset-Abstand von 0.45 mm ein.

Abb. 2.12: Die Führung für den Schlitten

Hierdurch entsteht eine Lasche, die etwas ins Mutter-Feature versenkt erscheint. Ein Freischnitt sorgt dafür, dass sie sauber gebogen werden kann.

  • Nennen Sie die Lasche L Führung, die Skizze Sk Führung und die Biegung Bg Führung.

Spiegeln Sie nun die symmetrischen Elemente:

  • Rufen Sie Spiegeln auf und wählen Sie als Spiegelebene die Ebene rechts. Wählen Sie dann Z Lager, Bo Ø3.0 Achse, L Führung und L Gesamt als zu spiegelnde Features. Dies erledigen Sie am Besten wieder mit dem Aufschwingenden FeatureManager. Bestätigen Sie und nennen Sie das Feature Sp Führung (Abb. 2.13).

Abb. 2.13: Spiegeln der symmetrischen Features

Wenn Sie sich das Spiegel-Feature genauer ansehen, dann entdecken Sie die Extra-Features für die beiden Biegungen. Diese können Sie nicht bearbeiten, sie sind ausschließlich von ihren Gegenstücken abhängig.

2.2.2 Individuelle Features

Fahren wir nun mit den individuellen Features fort:

  • Bringen Sie auf der linken Lasche L Gesamt die Zunge Z Schräge an. Hier handelt es sich lediglich um ein rechtwinkliges Dreieck, das den vorderen Absatz auffüllt. Die lange Seite misst 5 mm.

Hierauf folgt die Bohrung für den Poller, ganz in der Nähe:

  • Bringen Sie die Bohrung Bo Ø2.5 Poller mit 2.5 mm Durchmesser an.

2.2.3 Laschen in beliebigen Winkeln

Nun benötigen wir einen Haken zum Einhängen der Spiralfeder, die später die Klammern im Magazin einspannen soll:

  • Erstellen Sie auf der hinteren Querkante der linken Lasche L Gesamt eine Lasche im Winkel von 30 Grad (Abb. 2.14).

Abb. 2.14: Auch schiefwinklige Laschen sind möglich

  • Stellen Sie diesmal die Laschenposition Biegung außen ein, um Freischnitte zu vermeiden.
  • Bearbeiten Sie das Laschenprofil und erstellen Sie die einfache Rechteckskizze nach Abb. 2.15. Auch hier können Sie mit der Normalansicht arbeiten.

Abb. 2.15: Das Profil des ersten Teils

  • Bestätigen Sie und nennen Sie das Feature L Haken 1, die Skizze Sk Haken 1 und die Biegung Bg Haken 1.
  • Erstellen Sie auf gleiche Art L Haken 2 auf Basis der oberen Endkante von L Haken 1. Allerdings stellen Sie diesmal einen Winkel von 60 Grad ein und kehren ihn notfalls um, sodass der zweite Teil nach unten weist. Damit ist der Haken fertig (Abb. 2.16).

Abb. 2.16: Der zweite Teil des Hakens. Er ist an der hervorgehobenen Kante „aufgehängt“.

Die restlichen Details entstehen durch normale Volumenkörper-Features und sind auch sonst nichts Neues:

  • Fügen Sie den symmetrischen Schnitt S Aussparung an der Unterseite ein (Abb. 2.17).

Abb. 2.17: Die Aussparung für die Feder

  • Ebenfalls von unten, diesmal aber vorne, fügen Sie dann den Aufsatz A Verbinder ein, der die Durchführung für AR VERBINDER samt großzügiger Senkung aufnehmen wird (Abb. 2.18).
  • Fügen Sie mit Hilfe des Bohrungsassistenten, von unten und konzentrisch zu A Verbinder, Bo Ø4.5 Verbinder ein. Die Bohrung habe einen Durchmesser von 4.5 mm und eine Formsenkung unten (d.h. im Inneren des Teils) von 7 mm x 90° (Abb. 2.19, Schnitt).

Abb. 2.18: Der Aufsatz für die Durchführung wird aufgeschweißt

Abb. 2.19: Die Senkbohrung für AR VERBINDER

Fehlt nur noch eine kleine Verrundung:

  • Runden Sie die Kehle zwischen Basiskörper und Dom mit einer Verrundung von 0.5 mm aus. Nennen Sie diese V Verbinder.
  • Speichern Sie das Bauteil.

2.2.4 Die Abwicklung

Und damit sind wir auch schon bei der Abwicklung. Sie wissen sicher, dass dreidimensionale Blechkörper meist durch Biegen entstehen. Um die gewünschten Maße einhalten zu können, müssen dann aber Materialzugaben für die Biegungen eingerechnet werden. Eine mühsame Kleinarbeit, die SolidWorks Ihnen abnimmt:

  • Klappen Sie das unterste Feature auf, Abwicklung, und heben Sie die Unterdrückung für das darunterliegende Feature Abwicklung auf. Das Blechteil wird als Tafel im Rohzustand dargestellt (Abb. 2.20).

Abb. 2.20: Frei Haus: Die Abwicklung des Blechteils

  • Der umgebende Strichpunkt-Rahmen stellt den Rohling dar,
  • die inneren Strichpunkt-Linien dagegen sind Biegelinien.
  • Vergeben Sie probeweise ein halbwegs passendes Material wie C10 (1.0301) aus der Materialdatenbank.
  • Durch Unterdrückung heben Sie die Abwicklung wieder auf (Abb. 2.21).

Abb. 2.21: Das fertige Oberteil

2.3 Der Magazinbehälter oder Trog

Der Trog, den Sie später mit Klammerpäckchen laden, wird ins Oberteil eingeschoben. Er entsteht auch auf ganz ähnliche Art:

  • Erstellen Sie das Bauteil Mag B Trog.

Erstellen Sie den Basiskörper wie vorhin:

  • Erstellen Sie erst die Skizze und tragen Sie sie mit Basis-Blech/Zunge zum U-Profil nach Abb. 2.22 aus. Das Material liegt diesmal innerhalb der Skizze, also aktivieren Sie den Blechparameter Richtung umkehren. Unter Blech tragen Sie als Blechstärke 1 mm, als Biegeradien 0.2 mm ein.

Abb. 2.22: Der Basiskörper des Magazintrogs

Laschen mit mehreren Kanten

Eine Lasche mit zwei Kanten schließt das Teil vorne, entgegengesetzt zum Ursprung, ab.

  • Starten Sie Kante-Lasche und wählen Sie zunächst die Laschenposition Material außen. Auf diese Art können wir den Offset von null an zählen.
  • Aktivieren Sie die Option Offset und stellen Sie 0.55 mm ein.

Dies ist die Blechstärke der Klinge plus ein wenig Spiel.

  • Wählen Sie die beiden vertikalen Außenkanten der Front. Hierzu klicken Sie nach Auswahl der ersten Kante nochmals in die Auswahlliste Kante, um die zweite Kante aufzunehmen. Sorgen Sie mittels Maus dafür, dass die Laschen nach innen weisen.

Hierdurch ändert sich das Verfahren etwas: Wenn Sie mehrere Kanten haben, dann müssen Sie zunächst diejenige wählen, deren Skizze Sie bearbeiten wollen.

  • Klicken Sie in der Auswahlliste auf Kante<1>, dann auf Laschenprofil bearbeiten. Übernehmen Sie die untere Kante des U-Profils und bestimmen Sie sie zur Konstruktion. Verbinden Sie das Rechteck kollinear mit ihr (Abb. 2.23, vgl. a. Abb. 2.24).
  • Definieren Sie einen Abstand der inneren Vertikalen von 0.5 mm zum Ursprung.
  • Klicken Sie im Dialogfeld Profilskizze auf Zurück, wählen Sie die zweite Kante und führen Sie genau die gleichen Änderungen durch. Da es eine andere Skizze ist, übernehmen Sie auch hier die Unterkante zur Konstruktion.
  • Bestätigen Sie und nennen Sie das Feature L Front. In der Mitte sollte ein Spalt von 1 mm bleiben.
  • Setzen Sie den quadratischen Schnitt S Griff auf die untere Kante. Hier wird einmal MAG GRIFF einrasten.

Abb. 2.23: Die symmetrische Skizze der Front. Die Flügel werden bis zur Unterkante gezogen

Abb. 2.24: Die Aussparung für den Griff

Auch die Seitenansicht muss geformt werden – hier wieder mit einem Oberflächenschnitt:

  • Legen Sie die Skizze Sk O Schnitt in der Seitenansicht an (Abb. 2.25).

Abb. 2.25: Die Skizze für den Seitenschnitt

  • Tragen Sie sie mit einer Linearen Oberfläche und der Endbedingung Durch alles zu O Schnitt aus.
  • Schneiden Sie den oberen Teil mit einer Schnittoberfläche weg, sodass ein niedriger Trog mit Raste bleibt. Nennen Sie das Feature Schnitt Seite (Abb. 2.26).

Abb. 2.26: Der Seitenschnitt

Nun schneiden wir noch einige Durchbrüche ein:

  • Erzeugen Sie auf der Unterseite hinten die Skizze Sk Feder nach Abb. 2.27. Schneiden Sie dann die Öffnung S Feder heraus, die als Raste für das Federblech dient.
  • Ebenfalls auf der Unterseite, diesmal aber vorne, erzeugen Sie die halbmondförmige Skizze Sk Klammer und schneiden sie mit S Klammer aus dem Material (Abb. 2.28).

Abb. 2.27: Der Ausschnitt für die Federraste

Abb. 2.28: Der Schnitt für die Klammern

Nun bleibt nur noch die Bohrung zur Befestigung des Federblechs:

  • Setzen Sie die Senkbohrung Bo M3 Senkung nach Abb. 2.29. Der Durchmesser beträgt M3 und die benutzerdefinierten Maße 3,4 mm und 5,5 mm, die Senkung befindet sich auf der Unterseite.
  • Prüfen Sie nun mit Hilfe des Klammerpäckchens nach, ob dieses in den Trog passt.
  • Erzeugen Sie dann die Abwicklung (Abb. 2.30).

Abb. 2.29: Senkbohrung für den Federmechanismus

Abb. 2.30: Der Trog als Abwicklung

2.4 Längsprofil: Das Federblech

Die vorigen beiden – oder drei – Bleche haben eines gemeinsam: das Profil ist zugleich der Querschnitt des Basisteils. Dass es ebenso aber auch die Längsform definieren kann, zeigt das folgende Beispiel – besagtes Federblech:

  • Erstellen Sie ein neues Teil namens Mag B Stopper.
  • Skizzieren Sie Sk Profil auf der Ebene vorne nach Abb. 2.31. Achten Sie auf die Skizzenbeziehungen, die die Spitze definieren.

Abb. 2.31: Die schlichte Profilskizze

2.4.1 Variable Biegeradien

Jetzt werden Sie einwenden, dass keine Feder so eckig sein dürfe, und erst recht kein gebogenes Blech! Doch erinnern Sie sich noch an die vorigen Modelle, deren Profile, obwohl rechtwinklig, ebenfalls automatisch mit Biegeradien versehen wurden? Nun, das funktioniert auch hier, und passend zum aktuellen Modell können Sie es sogar noch zuspitzen:

  • Tragen Sie Sk Profil mit Basis-Blech/Zunge mittig um 5 mm aus (Abb. 2.32). Das Feature heißt B Profil.
  • Stellen Sie im Blech-Feature 0.5 mm sowohl für die Blechstärke als auch für den Biegeradius ein.

Wenig überraschend, wurde der Knick vollständig abgerundet. Doch die Spitze sollte einen größeren Radius erhalten, da sie ja eine Art Schleifer darstellt:

Abb. 2.32: Das Profil definiert diesmal die Seitenansicht

  • Das Feature enthält drei Biegungen. Klicken Sie sie nacheinander an, bis Sie die Spitze gefunden haben. Öffnen Sie dieses Feature zur Bearbeitung.
  • Deaktivieren Sie die Option Standardradius und setzen Sie ins Editierfeld Biegeradius 1.25 mm ein. Bestätigen Sie (Abb. 2.33).

Abb. 2.33: Auch einzelne Radien lassen sich ändern

Damit wird dieser Radius nun vergrößert. Wir haben keinerlei Radien oder Verrundungen an diesem Modell definiert – und doch editieren wir sie. Bleche sind schon was Verrücktes. Vielleicht wollen viele deshalb nicht gern mit den Blech-Features arbeiten. Aber Sie sehen ja selbst: es lohnt sich!

  • Bringen Sie nun die symmetrische Skizze Sk Stopper nach Abb. 2.34 am kürzeren Ende an.
  • Tragen Sie sie – wieder mit Basis-Blech/Zunge – zu Z Stopper aus. Verschmelzen.

Abb. 2.34: Eine symmetrische Zunge für den Stopper

2.4.2 Skizzierte Biegungen

Angenommen, Sie wollen Ihren Workflow bis ins Letzte optimieren und selbst einzelne Mausklicks sparen, dann können Sie statt der Biegungen auch einfach nur die Biegelinien zeichnen und SolidWorks selber biegen lassen:

  • Legen Sie auf Z Stopper eine Skizze an, die aus zwei symmetrischen Linien plus Mittellinie besteht (Abb. 2.35). Nennen Sie sie Sk SB Stopper.

Böse Zungen bezeichnen das oft als Faulheit.

Abb. 2.35: Die Biege-Skizze

Sie brauchen die Länge der Linien nicht zu bestimmen – es geht ausschließlich um ihre Position und Ausrichtung.

  • Klicken Sie die Skizze an und rufen Sie Skizzierte Biegung auf. Wählen Sie die Bezugsebene – oder Fixierte Fläche –, stellen Sie Biegung außen ein, dann müssten Sie bereits die Vorschau nach Abb. 2.36 sehen. Nennen Sie das Feature SB Stopper.

Abb. 2.36: Eine andere Methode, mehrere Kanten auf einmal zu biegen: die skizzierte Biegung

  • Erstellen Sie nach der gleichen Methode wie vorhin – Abschnitt 0 auf S. 30 – je eine symmetrische Lasche am Ende der hochgebogenen Bänder. Wählen Sie diesmal jedoch die inneren Vertikalen als Ausgangslinien.
  • Bestimmen Sie zur Bemessung der Laschenlänge die Methode Innerer virtueller Eckpunkt. Auf diese Art können Sie die freie Länge der Lasche bemaßen, also nach den Biegeradien (Abb. 2.37). Die Laschenposition hingegen belassen Sie bei Biegung außen, um die Vertikalen nicht zu schwächen.

Abb. 2.37: Eine weitere
symmetrische Lasche

  • Bohren Sie dann noch eine Montagebohrung von 3.5 mm Durchmesser, 4 mm vom Ursprung entfernt. Nennen Sie sie Bo Ø3.5 Montage.