Lektion Fortschritt:

1 Der Griff des Magazins (Teil 2)

1.4 „Von Oberfläche“: Äquidistanz als Endbedingung

Auch bei Features können Sie mit Offsets arbeiten. Doch diese wirken dreidimensional und daher mit beliebig geformten Bezugsflächen:

  • Mit Sk Wandung und einem linear ausgetragenen Schnitt höhlen Sie den Griff aus (Abb. 1.22).

Abb. 1.22: Einschneiden der Wandungen

Statt jedoch einfach eine Blind-Angabe zu machen, die bei Änderung der Tiefe von A Griff ungültig werden könnte, beziehen Sie das Feature auf Bestehendes:

  • Aktivieren Sie die Endbedingung Offset von Oberfläche. Klicken Sie dann auf die gegenüberliegende – oder außen liegende – Fläche von A Griff.

Das ist Ihre Bezugs-Oberfläche, und sie wird vorübergehend in der Farbe der zweiten gewählten Fläche eingefärbt, nämlich in Pink (Optionen, Farben, Gewähltes Element 2).

  • Geben Sie jetzt noch den Abstand – oder Offset – mit 2 mm von dieser Fläche an.

Auf diese Weise wird die Wandstärke des Griffs von jetzt an zwei Millimeter betragen, und zwar in Höhe, Breite und Tiefe – egal, wie Sie die anderen Maße auch ändern. Diese Technik wenden Sie an, wenn das tatsächliche Ergebnis ohne Bedeutung ist, wie hier die Tiefe und Form der Schnitte: Es geht nur um das, was übrig bleibt.

  • Benennen Sie das Feature mit S Wandung (Abb. 1.23).

Abb. 1.23: Das fertige Wandungs-Feature

1.5 Schneiden mit Oberflächen

Elemente übernehmen funktioniert nicht nur bei Kanten, sondern auch bei scheinbaren Kanten, wie im Folgenden, wo Sie die Silhouette der großen Rundung auf die Skizzierebene projizieren, um eine Trennebene daran zu befestigen:

  • Legen Sie auf der Ebene rechts eine neue Skizze an und wechseln Sie in die Draufsicht. Zeichnen Sie eine Schräge nach Abb. 1.24 ein, die auf der dem Ursprung abgewandten Seite liegt (Pfeil).

Abb. 1.24: Feinmotorisch anspruchsvoll: die Skizze für die Trennebene

  • Klicken Sie auf Elemente übernehmen und wählen Sie die linke untere Vertikale und den obersten Rand des Rundbogens (Abb. 1.24, Kreise). Achten Sie auf das Icon des Cursors, wenn Sie den Rundbogen wählen – es soll keine Fläche oder Kante gefunden werden, sondern eine Zylinderfläche (Abb. 1.24, Kasten).
  • Bestimmen Sie die beiden übernommenen Geraden zur Konstruktion und ziehen Sie sie etwas über die Kontur hinaus, sodass Sie sie leichter bemaßen können (Abb. 1.25). Trimmen Sie die Schräge gegen die beiden Geraden, sodass sie automatisch deckungsgleich mit ihnen verknüpft wird.

Abb. 1.25: Konstruktion der Schräge

  • Bemaßen Sie die Endpunkte der Schräge gegen die Konstruktionslinien (Abb. 1.25, Kasten), sodass sie voll definiert ist. Schließen Sie dann die Skizze und nennen Sie sie Sk Schräge.
  • Tragen Sie sie mit Einfügen, Oberfläche, Linear austragen nach beiden Richtungen aus, und zwar jeweils durch alles (Abb. 1.26). Nennen Sie das Feature O Schräge.

Abb. 1.26: Das Schöne an dieser Technik: Skizzen für Oberflächen brauchen nicht geschlossen zu sein

Sie bemerken, diese Funktion entspricht dem linear ausgetragenen Aufsatz der Volumenkörper – nur dass sie keine geschlossene Skizze benötigt.

  • Wählen Sie Einfügen, Ausschneiden, Mit Oberfläche.
  • Die einzige Option die Ihnen nun angezeigt wird, ist die Wahl der Trennfläche. Wählen Sie O Schräge und bestätigen Sie (Abb. 1.27).

Abb. 1.27: Abschneiden der unteren Kante

  • Falls hierauf nur die kleine Ecke des Griffs stehen bleibt, öffnen Sie das Feature nochmals und klicken auf Schnitt umkehren.
  • Blenden Sie dann auch die Schnittebene O Schräge aus, so zeigt der Griff den gewünschten Schrägschnitt von unten (Abb. 1.28).

Abb. 1.28: Der Griff mit geschnittener Kante

  • Nennen Sie das Feature OS Schräge.

1.6 Steg und Aufnahme

Modellieren Sie jetzt einen Steg mit einer gesonderten Aufnahme, die später in eine Aussparung des Blechteils eingreifen wird. Der Vorsprung soll die beiden Bauteile gegeneinander fixieren, ist also ebenso Teil der Befestigung wie die Raste weiter oben:

  • Drehen Sie den Griff so, dass Sie von unten gegen seinen „Boden“ schauen (orange). Legen Sie darauf eine neue Skizze an und wechseln Sie in die Draufsicht.
  • Mit Offset Elemente erzeugen Sie zunächst eine Äquidistante von 2 mm zu derjenigen Seite, die auf dem Ursprung liegt (Abb. 1.29).
  • Anschließend kopieren Sie mit Elemente übernehmen die drei restlichen Seiten und trimmen die überstehenden Enden, sodass sich ein Rechteck ergibt. Da alle Elemente übernommen sind, ist die Skizze sofort voll definiert (Abb. 1.30).

Abb. 1.29: Erzeugen der Unterseite

Abb. 1.30: Übernehmen der drei Innenkanten

  • Zeichnen Sie eine vertikale Mittellinie ein und verknüpfen Sie sie mit dem Ursprung.
  • Zeichnen Sie eine Vertikale links von der Mittellinie und verknüpfen Sie ihre Enden deckungsgleich mit der Kontur. Spiegeln Sie sie dann über die Mittellinie auf die andere Seite (Abb. 1.31).

Abb. 1.31: Vervollständigen der Skizze

  • Bemaßen Sie den Abstand der beiden Vertikalen mit 2 mm. Trimmen Sie die Kontur so, dass zwei kleinere Rechtecke im Hochkantformat entstehen.
  • Mit einem linear ausgetragenen Schnitt senken Sie die Skizze Sk Steg dann 1 mm tief in das Grundbauteil ein (Abb. 1.32). Nennen Sie das Feature S Steg.

Abb. 1.32: Ausschneiden des Stegs

Fügen Sie dann noch die Aufnahme für das Magazin ein:

  • Legen Sie auf diesem Steg eine weitere Skizze an, um die Aufnahme zu modellieren. Gehen Sie in die Draufsicht.
  • Skizzieren Sie nun die Kontur nach Abb. 1.33. Den oberen Teil erschlagen Sie wieder mit Elemente übernehmen. Die unteren drei Linien fixieren Sie mithilfe von Symmetrie, also durch Spiegeln (Abb. 1.33).
  • Erheben Sie die Skizze Sk Aufnahme anschließend um 1 mm. Nennen Sie das Feature A Aufnahme (Abb. 1.34).

Abb. 1.33: Die Skizze der Aufnahme

Abb. 1.34: Die Aufnahme für das Klammermagazin

Nun fehlen nur noch ein paar Verrundungen:

  • Bringen Sie die Verrundung V Außenkanten mit konstantem Radius an den Kanten nach Abb. 1.35 an. Der Radius beträgt 0.5 mm.

Abb. 1.35: Die Verrundungen lassen sich in einem einzigen Feature zusammenfassen

Damit ist die Konstruktion abgeschlossen.

1.7 Geometrie für Bemaßungen

Oder so könnte es scheinen. Die Höhe 23 mm war eigentlich als Gesamthöhe gedacht, sie müsste also den Bogen einschließen. Ein kleiner Fehler also. Doch das haben Sie schnell repariert. Zunächst erleichtern Sie sich das Fangen mit der Bemaßungsfunktion:

  • Öffnen Sie die Skizze Sk Griff. Fügen Sie einen Punkt in der Nähe des Schnittpunkts von Mittellinie und Bogen ein. Aktivieren Sie diese drei Elemente und wählen Sie aus der Kontext-Symbolleiste die nun zugängliche Option Schnittpunkt (Abb. 1.36).
  • Löschen Sie das alte Maß 23 und bringen Sie ein neues an, das von der linken unteren Ecke bis zum eben gesetzten Punkt führt (Abb. 1.37, Kreis). Geben Sie wiederum 23 mm vor (Kasten).

Abb. 1.36: Einfügen eines Punkts zum Anbringen einer tangentialen Bemaßung

Abb. 1.37: Korrigieren der Gesamthöhe

Hierdurch wird die gesamte Skizze – und damit das Bauteil – etwas gestaucht.

  • Schließen Sie die Skizze und verfügen Sie notfalls einen Modellneuaufbau (Abb. 1.38).

Abb. 1.38: Das fertige Bauteil Mag Griff, gekürzte Form

Die gesamte Geometrie ist der Änderung klaglos gefolgt. Natürlich klappt das nicht immer so leicht: Gelegentlich verzieht sich das gesamte Bauteil oder wird schlicht ungültig. Doch üben Sie sich in Geduld und in der Praxis – fehlertolerante Bauteile sind das Ziel und der Lohn eines jeden Modellierers!

Kontrollfragen

Welche Funktionen in SolidWorks helfen bei der Auswandung von Bauteilen?

Worin liegen die Unterschiede zwischen Elemente übernehmen und Offset Elemente?

Wo liegen die Gemeinsamkeiten?

Wie erreicht man Äquidistanz bei Schnitten?